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Hallo Deutschland! Ich bin weiblich, 20 Jahre alt, und sicher eine Bereicherung für den Gen-Pool X) Ich möchte hiermit über Ereignisse, Geschichten und Menschen schreiben, die mich und vielleicht andere bewegen. Ich hoffe, Ihr findet Zeit und Lust, das mit mir zu teilen!

Donnerstag, Juli 07, 2005

Don't Try This At Home

Gestern habe ich, wie so oft, zuviel eingekauft. Nur diesmal tat es nicht nur meinem Portemonnaie weh. Meine große Umhängetasche war brechend voll mit Getränken, süßem und den Zutaten für das Abendessen, mit dem ich spontan meinem Freund eine Freude machen wollte. Zusätzlich brauchte ich sogar noch eine Tüte für die Einkäufe. Aus dem Supermarkt 'rausgekommen, stand ich vor dem Rennrad meines Freundes. Ich war damit hingefahren, was ich eigentlich nicht durfte, weil es ein Erbstück ist, er sehr daran hängt, mich kennt und weiß, dass ich Dinge verliere. Wie sollte ich mit all diesen Sachen jetzt die 400 Meter schaffen? Strait forward, dachte ich. Ich hängte mir die schwere Tasche um und die Tüte behielt ich in der rechten Hand.

Als ich endlich auf dem mir zu großem Fahrrad saß, bemerkte ich, dass das Lenken mit so schwerem Ballast und dem leichten Rad sehr schwierig ist. Ich fuhr langsam an einer Frau mit Kinderwagen vorbei. Sie war es auch, die sofort herbei geeilt ist, weil ich es nicht weit schaffte. Sie hatte beobachtet, wie ich aus "unerklärlichen" Gründen über das Rennrad flog und einen Salto auf den Boden machte. Die Tüte hatte sich in die Radspeicher verfangen. Darauf hatte ich nicht geachtet; schließlich hatte ich alle Hände damit voll zu tun, die Balance zu halten.

Das ganze muß atemberaubend ausgesehen haben, alles muß in allen Richtungen geflogen sein, denn bei der Landung hielt ich nichts mehr in den Händen. Ich schrie ein paar Mal auf und fluchte (daran erkennt man seine eigentliche Gesinnung). Ich verfluchte das Fahrrad, meine Dummheit und die Straße. Weitere Menschen rannten auf mich zu, hielten meine Hand. Ich war nicht sehr freundlich. Z.B. versuchte eine andere mir Beruhigungstropfen zu geben, indem sie eine Pipette über mein Gesicht hielt und als ich abwinkte erklärte sie, dass es ein natürliches mittel sei. Das war mir klar, ich wollte etwas Wirksames! Außerdem schmeckt dieses Zeug sicher widerlich; das wollte ich mir nicht antun. Mein Gesicht war auch so schon verzehrt. Ich sagt, dass ich keine Hilfe brauche.

Als ich den Krankenwagen hörte, wollte ich ihn wieder zurück schicken, bis ich merkte, dass ich mein rechtes Bein, das angewinkelt war, nicht gerade bekam. Ich bat die Frau mit Kinderwagen zu probieren, ob sie es gerade bekommt. Sie hatte offensichtlich Angst, noch mehr kaputt zu machen. Ich konnte nicht unterscheiden, ob ich mein Bein aus Schmerz oder durch die Verletzung nicht bewegen konnte. Der Sanitäter kam und das Bein war in Ordnung. Nur die Hüfte machte ihm Sorgen. Ich wurde ins Krankenhaus gefahren und zum ersten Mal wurde mir klar, wie schlecht gebaut die Straßen in dieser Gegend sind. Ich werde mich noch bei der Stadt beschweren! Obwohl eine verstärkte Federung unter meiner Liege im Wagen angebracht war, spürte ich jede Erschütterung. Das waren schmerzen!

Auf die Gefahr hin, dass eventuell die Hüfte gebrochen ist, wurden ein paar "sinntragenden" Stränge der Doppelhelix meiner DNA in diesem bereich zerstört. Ich wurde geröntgt, was die Gefahr birgt, dass diese mutieren. Ich ahne schon, wie sie aussehen werden, wenn sie mutieren: Ein paar gleichen unverwechselbar Pantea, die zumindest eine Funktion beherrschen: mir Vorwürfe zu machen. Ein paar sehen natürlich aus wie Mama, die von nichts weiß, weil ich es ihn nicht erzählt habe und ein paar natürlich auch meinem Bruder Puia, der sich erst kaputt lacht und dann anfängt, Witze darüber zu erfinden.

Genau so meinem Schwager Paul, der sich auf die Schenken klopft und ein "mein Gott" ruft und dann erklärt, was hätte alles passieren können, weil er Leute kennt, denen Ähnliches widerfahren ist. Dann wird er sich meine Diagnose anhören und mir genauer erklären können, wie die Verletzung zu Stande kam. Nicht zu vergessen mein anderer Bruder Piruz, der mitten im Gespräch auf mich zukommt, meinen Kopf streichelt und mir sagt, dass ich unaufmerksam bin und besser auf mich aufpassen muss.

Im Rollstuhl sitzend, von anderen Patienten und Besuchern bemitleidet und das Röntgenbild in der Hand, versuche ich eine Diagnose zu erstellen. Ich komme zu zwei schwerwiegenden Erkenntnissen.

1. Ich will nie an einem Rollstuhl gefesslet sein und mir das Mitleid anderer geben müssen.

Wahrscheinlich sitze ich dann apathisch und missgelaunt herum, kralle meine Finger in die Lehne des Rollstuhls, wippe wild hin und her und schreie jedem Vorbeigehenden Beleidigungen hinterher.

2. Da ist ein riesengroßes, schwarzes Loch auf der linken Seite des Röntgenbildes zu sehen, dass auf der rechten Seite fehlt. Ich dachte mir, dass der menschliche Körper in der Mitte gespiegelt ist, daher kann diese dunkle Stelle nur ein Krebstumor sein!

Endlich beim Arzt:

Während sie mich auf der Liege warten ließ, unterhielt sich meine Ärztin mit einem Kollegen. In diesem Gespräch ging es um die Amputation des Beines einer Frau (oder wie sie selbst in Fachjargon sagten: "Bein ab") die anscheinend irgendwo hinter dem Vorhang lag.

Wie Ich feststellte, ist es gar nicht gut für das menschliche Gemüt, die Diagnosen anderer Patienten mit anzuhören. Es macht alles ein wenig dramatischer.

Die Ärztin: „So, dass sieht ganz gut aus. Es ist nicht gebrochen.“
Ich: „Okay, aber haben Sie durch das Röntgenbild etwas anderes, schlimmes erfahren?!“
Sie: „Nein, Ihr Arm ist bis auf die Schürfung nicht verletzt.“
Ich: „Frau Doktor, Sie können es mir sagen, ich bin Volljährig. Ich habe diesen Fleck bereits entdeckt.“
Amüsiert von meiner selbst aufgebührten Verzweiflung schmunzelt sie, nimmt das Bild in die Hand, schenkt mir ein paar Minuten ihrer Zeit und erklärt mir die menschliche Anatomie.


Ich werde mit dem Rollstuhl zum Empfang gefahren. Unter den bösen Blicken der Empfangsdame rufe ich vom dortigen Aparat aus meine Freundin Sascha auf dem Handy, statt auf dem Festnetz an.

Ich versuche locker zu klingen und frage sie erst, was sie treibt. Durch meine Schmerzen verzerrte Stimme erkennt sie sofort, dass etwas los ist. Ich bitte sie, mich mit dem Wagen abzuholen.

Erschrocken durch den Sturz an sich und dem Schock, mein Bein nicht bewegen zu können, war ich nicht in bester Stimmung. Dann noch die Sorge um den mysteriösen schwarzen Fleck und das Gespräch der Ärzte ließen mich in meinem Rollstuhl wartend einsacken.

Endlich war Sascha da. Sie drückte mich und ich war wieder halbwegs gut gelaunt. Trotz der schmerzlichen Autofahrt fand ich heraus, dass es weh tut, zu lachen.

Ich konnte gar nicht heim. Ich hatte ja nichts bei mir. Keinen Schlüssel und kein Handy. In meiner Hosetasche Entdecke ich dann wieder den Zettel, auf dem die Adresse der Frau mit dem Kinderwagen stand. Sie wohnte am Tatort. Wir fanden die Straße und mußten nur nach einer Milchlache Ausschau halten.

Sie hatte freundlicherweise meine Lebensmittel in den Kühlschrank gestellt und war auch schon bei meinem Freund vorbeigegangen. Sie mußte mir seine Adresse entlockt haben, während ich auf der Straße lag. Er war zwar nicht da, aber sie kannte unsere Nachbarn. Unter anderem die beiden Damen, die je eine Damenboutique und eine Schmuckgeschäft führen.

Als sie mir das erzählte, war mir sofort klar, dass jetzt jeder in der Straße weiß, wie bescheuert die Freundin des gutaussehenden Typen ist, der da oben wohnt, was ein kleiner Trost für die Hausfrauen um uns herum sein könnte.

Wir packten alles ein und Sascha trug mich fast, samt den Einkäufen, die auch für mich zu schwer waren (siehe Oben) die Treppen hinauf. Da fiel mir wieder ein, wie sie schon mal nach einer O.P. meine Hand in einem Krankenhaus gehalten hatte, als meine Nase angebrochen war. Wir waren beide fast 17 Jahre alt. Unter Tränen und Drogen vergötterte ich sie, weil sie, nachdem ich sie angefleht hatte, meine Schmerzen weggezaubert hat. Einfach so. Im nachhinein stelle sich heraus, dass sie diesen Eisbeutel, der wie tausend Nadeln schmerzte, von meinem Nacken weggenommen hatte.

Die Schwester fand das aber bald heraus und schrie sie an, dass das sehr gefährlich sei, und das Eis da hin mußte. Daraufhin wurde die Schwester für mich zu Satan persönlich, ohne genau zu wissen wieso, aber sie war diejenige, die mir wieder weh tat. In meinem von Drogen benebelten Gehirn meinte ich, den alten Urkampf zwischen Gut und Böse zu beobachten.

Endlich zuhause, räumte Sascha mir die Sachen in den Kühlschrank und sah, dass der Herd, den ich für die Nudeln eingeschaltet hatte, noch an war. Ich erklärte, dass ich ja schließlich vorhatte, nur für ein paar Minuten einzukaufen. Das Wasser im Topf war schon verdunstet und der Boden Schwarz. Sascha ließ ihren Kopf in die Hände sinken. Ich glaube, ich habe sie ziemlich erschreckt. Und jeden anderen auch.

2 Comments:

  • At 11 Juli, 2005 16:04, Anonymous Anonym said…

    Du hast aber vegessen zu erzählen, was aus Dem Fahrad geworden ist und was Dein Freund zur ganzen Geschichte gesagt hat.

    Übrigens, ich habe Deine Geschichte ins Persische übersetzt und in meinem Weblog veröffentlicht.

    Pantea

     
  • At 12 Juli, 2005 22:21, Anonymous Anonym said…

    Ok, Ok nachdem du mir im Pub nur die Kurzfassung erzählt hast bin jetzt endlich komplett informiert wie du "dem Tot von der Schippe gesprungen bist". Süße du machst Sachen *kopfschüttel*!
    Hast Du schon überlegt ob wir wirklich nach Wien fahren sollen? Nicht das es dort auch schon vorbei ist bis wir den Entschluss gefasst haben.
    LG

     

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